Im Rahmen meines diesjährigen Wildkräuter-Specials möchte ich dir neben viel allgemeinem Wissen zu Wildkräutern, neben praktischen Tipps zum Sammeln von Wildkräutern und neben Rohkostrezepten mit Wildkräutern auch die einzelnen Wildkräuter im Portrait vorstellen.
Den Anfang macht das Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), das nach einem langen Winter in unseren Breitengraden oft das erste frische Grün liefert.
Scharbockskraut kommt von Skorbut
Der Name Scharbockskraut leitet sich von der früher sehr gefürchteten Vitamin C-Mangelkrankheit Skorbut ab, denn zu früheren Zeiten wurden die Blätter bei Skorbut wegen ihres Vitamin C-Gehalts konsumiert.
Das erste frische Grün im Frühjahr
Es war oft schwer, im Winter den Vitamin C-Bedarf zu decken. Südfrüchte gab es ja nicht, und so war das Scharbockskraut im zeitigen Frühjahr für die Menschen eine der ersten Vitamin C-Quellen nach einem langen Winter.
Auch für die Bienen ist das Scharbockkraut eine der ersten Futterquellen in der neu erwachenden Natur.
Da ihre kleinen, nur 1-2 cm großen Speicherknöllchen wie Feigwarzen aussehen, wird das Scharbockskraut auch Feigwurz genannt.
Hahnenfußgewächse
Scharbockskraut gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse, von der fast alle Vertreter giftig sind. Aber dazu mehr später.
Wo und wann findet man Scharbockskraut
Das Scharbockskraut ist eine sehr niedrige Pflanze, die im Frühjahr, bevor die Laubbäume ausschlagen, ihre Blätter und Blüten entfaltet und sich besonders unter Laubbäumen mit ihrer leuchtend gelben Blütenpracht auch teppichartig ausbreiten kann.
Wenn die Bäume dann ihr Laub bekommen haben, zieht das Scharbockskraut ein und ist dann bis zum nächsten Frühjahr nicht mehr zu sehen. Schaut man jedoch an ihren Wuchsstellen auf dem Erdboden genau nach oder gräbt ein bisschen, findet man dort ihre Speicherknöllchen in großer Zahl.
Blätter nur vor der Blüte essen!
Schon als Kinder haben wir gelernt, dass Hahnenfuss, die Pflanze, nach der die ganze Familie der Hahnenfußgewächse ihren Namen erhalten hat, giftig ist. Er enthält Protoanemonin, wie die anderen Hahnenfussgewächse auch. Das Scharbockskraut bildet da keine Ausnahme.
Protoanemonin reizt Haut und Schleimhäute, es kann dadurch zu Erbrechen und Durchfall kommen. Außerdem ist Protoanemonin toxisch für unser Nervensystem.
Allerdings variiert der Gehalt dieses Giftstoffs im Scharbockskraut stark.
Grundsätzlich sollte man aber die Blätter nur vor der Blüte konsumieren, denn mit Beginn der Blüte bildet die Pflanze auch mehr Protoanemonin.
Da der Protoanemonin-Gehalt je nach Standort und Entwicklungsstadium der Pflanze sehr stark schwankt, sollte man sich – wie immer bei Wildkräutern – vorsichtig und langsam an die Pflanze herantasten.
Wenn du Wildkräuter-Neuling bist, solltest du vor dem Sammeln und Zubereiten von Wildkräutern unbedingt meinen Blogartikel mit den praktischen Tipps zum Sammeln von Wildkräutern durchlesen – und vor allem unbedingt eine oder gar mehrere Kräuterführungen vor Ort mitmachen!
Geschmack
Die Blätter schmecken mehr oder weniger scharf bzw. herb.
Trocknen
Durch Trocknen wird Protanemonin in ungiftiges Anemonin ungewandelt. Auf diese Weise können, so heißt es, sowohl Blätter als auch die Speicherknöllchen des Scharbockskrauts verträglich gemacht werden.
Scharbockskraut auf die eigene Verträglichkeit testen
Falls du Scharbockskraut zum ersten Mal – oder zum ersten Mal an einem neuen Standort versuchen möchtest, dann taste dich wie gesagt langsam heran. Im oben verlinkten Artikel erzähle ich genau, wie du vorgehen solltest, wenn man das erste Mal ein – sicher identifiziertes und bekanntermaßen essbares – Wildkraut auf individuelle Verträglichkeit testen möchte.
Scharbockskraut in der Rohkostküche
Wenn du es magst und verträgst, kannst du kleine Mengen in Salaten oder auch mal in Smoothies oder als Deko deiner Rohkost-Gerichte verwenden.
Als Hauptzutat ist das Scharbockskraut aber nicht geeignet.