Die Rohkost-Szene boomt. Vegane Rohkost ist „in“ und „trendy“. Immer mehr Menschen ernähren sich ausschließlich oder größtenteils von veganer Rohkost.

Rohkost – die älteste Ernährungsform des Menschen

Aber in Wirklichkeit ist Rohkost nichts Neues. Bekanntlich ist dies bereits seit Adam und Eva und den Zeiten des Paradieses die natürliche Ernährungsform des Menschen.

Irgendwann wurden dann das Feuer und der Kochtopf und der Herd und die Mikrowelle erfunden, aber dennoch essen fast alle Menschen auch noch Rohkost.

Rohkost – zwei Definitionen

Landläufig versteht man darunter nicht gegartes Obst und Gemüse. Ein Apfel beispielsweise, den man einfach so isst, ein Karottensalat, ein grüner Salat, eine Handvoll Beeren, das ist Rohkost.

Dann spricht man darüber hinaus aber auch von der Rohkost als Ernährungsform. Im englischsprachigen Raum (und teilweise auch in Deutschland) benutzt man dafür auch den Begriff Raw Food.

Wieviel Rohkost isst ein Rohköstler?

Leute, die sich rohköstlich ernähren, nehmen einen sehr hohen Anteil an rohen, also nicht gekochten oder gebratenen Nahrungsmitteln zu sich. 

Dabei variiert der Anteil an Rohkost, den die Rohköstler zu sich nehmen. Der strengen Definition nach isst ein Rohköstler 100 Prozent rohe, also nicht gegarte Nahrung.

Aber es gibt auch eine große Anzahl von Menschen, die sich als Rohköstler bezeichnen, weil sie einen sehr hohen Anteil an „rohen“ Lebensmitteln zu sich nehmen. Oft liegt der Rohkost-Anteil in ihrem Speiseplan zwischen ungefähr 70 bis 100 Prozent, wobei viele Angehörige dieser Gruppe ihre rohköstliche Ernährung mit veganen Suppen, Hülsenfrüchten, gekochten Kartoffeln, anderen kohlenhydrathaltigen gekochten Nahrungsmitteln und Ähnlichem ergänzen. Nicht wenige essen ab und zu auch Käse oder Joghurt oder Fleisch oder Brot – oder ab und zu in Gesellschaft „ganz normales“ Essen. 

Viele planen, besonders in den ersten Jahren, in denen sie diese Ernährungsform praktizieren, auch ganz bewusst ab und zu einen Tag ein, an dem sie sich “ganz normal” ernähren. 

Was bedeutet roh?

In der Rohkost als Ernährungsform bedeutet der Begriff „roh“, dass die Nahrungsmittel nicht über 42 Grad erwärmt wurden, denn ab 42 Grad denaturieren die Eiweiße.

Wir kennen das vom Fieber: ab 42 Grad wird es richtig kritisch, denn aufgrund dieser Denaturierung von Eiweißen können lebensnotwendige Vorgänge nicht mehr ablaufen und der Körper wird zerstört. 

Aber warum so viel Rohkost? 

Wie bereits erwähnt, aßen bereits Adam und Eva im Paradies nur Rohkost. Feuer (und sogar Ackerbau) gab es damals noch nicht.

Seit es Leben auf der Erde gibt, essen nicht nur die Menschen, sondern auch alle anderen Geschöpfe ausschließlich roh. 

Es ist fraglich, ob die Menschen sich genetisch inzwischen an gekochte Nahrung angepasst haben. Denn auch nach der Erfindung des Feuers haben die Menschen ja weiterhin auch viel Rohkost gegessen.

Rohköstler gehen daher davon aus, dass das menschliche Verdauungssystem noch immer am besten funktioniert, wenn man ungegarte Nahrung zu sich nimmt. 

Durch Erhitzen gehen außerdem viele Nährstoffe verloren. Ein Beispiel dafür sind die Omega 3-Fettsäuren, die für den Körper essentiell, also lebensnotwendig sind und daher mit der Nahrung zugeführt werden müssen. Es ist auch bekannt, dass viele Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe durch Erhitzen zerstört werden. Die meisten wissen, dass dies zum Beispiel für das Vitamin C gilt. Aber es gilt eben auch für viele andere Inhaltsstoffe. 

Kocht man im Wasser, gehen darüber hinaus auch wertvolle Mineralien ins Kochwasser über, und werden mit diesem oft weggeschüttet.

Rohköstler gehen außerdem davon aus, dass der hohe Ballaststoffgehalt in der rohen Nahrung unserem Darm und dessen Funktion sehr gut tut. Laut vieler Ernährungsexperten (hierunter auch solche, die keine Rohkost-Anhänger sind) liegt eines der Probleme der heutigen Ernährung in dem extrem niedrigen Ballaststoffgehalt der durchschnittlichen Kost. Man geht davon aus, dass der Ballaststoffgehalt zu früheren Zeiten um ein Vielfaches höher war als heute.

Was genau isst man denn in der Rohkost?

Bei der Rohkost als Ernährungsform wird das Obst und Gemüse in der Regel durch Nüsse und Samen ergänzt. Diese werden so gegessen, wie sie sind, sehr oft in eingeweichter Form, zu Sprossen gezogen oder als Zutaten in Rohkost-Gerichten verwendet. 

Verschiedene Richtungen in der Rohkost

Aber Rohkost ist nicht gleich Rohkost. Innerhalb der Rohkost findet man verschiedene „Schulen“ oder Richtungen. Hier nur ein paar Worte zu ein paar der bekanntesten Rohkost-Richtungen, wobei ich unterstreichen möchte, dass die Liste nicht vollständig ist, und dass es viele, viele Übergänge und Auslegungen der verschiedenen Richtungen gibt.

Geografische und saisonale Unterschiede in der Rohkost

Vorausschicken möchte ich aber, dass der Speiseplan immer auch je nach Geographie und Saison unterschiedlich aussieht. In den Tropen werde ich mich anders ernähren, als ich das hier bei mir in Dänemark tue – noch dazu jetzt gerade im Winter. Das gilt für Rohkost-Esser und „Normalkost-Esser“ gleichermaßen.

Nun aber zu den Rohkost-Richtungen:  

Fruchtbasierte Rohkost
Die sogenannten „Fruitarier“ leben roh-vegan. Sie ernähren sich hauptsächlich von Früchten und von – ungegarten – Gerichten, die sie aus rohen Früchten zubereiten. Zu Früchten zählen hierbei auch die Gemüsefrüchte wie z.B. Tomaten, Gurken, Paprika und Zucchini.
Der Grünanteil in der Nahrung ist typischerweise nicht so hoch bis sehr gering. Es werden Salate gegessen, aber Wildkräuter usw. stehen nicht im Vordergrund.

80/10/10
Bei dieser roh-veganen Ernährungsform nimmt man 80 % Kohlenhydrate, 10 % Protein und 10 % Fett zu sich, d.h. die Kost ist fettarm und kohlenhydratreich (low fat & high carb). Die Kohlenhydrate werden dabei zu einem großen Teil in Form von Früchten zu sich genommen, so dass 80/10/10 eine Form der fruchtbasierten Rohkost darstellt.
Außerdem bevorzugt man sogenannte Mono-Mahlzeiten, man isst also oft nur ein Nahrungsmittel zu einer Mahlzeit, z.B. viele Bananen oder eine große Portion Melone usw. Man geht nämlich davon aus, dass die Darmbakterien sich leichter an ein einziges als an ein Mix aus mehreren Nahrungsmitteln anpassen können, oder mit anderen Worten: Mono-Mahlzeiten sind leichter verdaulich.
Wenn man doch Nahrungsmittel oder Früchte zusammen isst, versucht man dabei zum einen, nur wenige Zutaten zu kombinieren und zum anderen, bei der Kombination auf die Verweilzeiten der verschiedenen Nahrungsmittel im Verdauungstrakt Rücksicht zu nehmen. 

Gourmet-Rohkost
Bei dieser Rohkostform bereitet man viele Gerichte zu, die jedoch alle Rohkostqualität haben, also nicht über 42 Grad erwärmt wurden. Außer Obst und Gemüse sind Nüsse und Samen und sehr oft auch größere Mengen an grünen Blättern und Wildkräutern Bestandteile dieser rohköstlichen Ernährungsform. Typischerweise werden rohe Brote, Kräcker, Kuchen, Torten, Käse usw. zubereitet. Oft werden Sprossen gezogen und/oder es wird fermentiert.
Rohköstler, die sich nach den Prinzipien der Gourmet-Rohkost ernähren, haben oft einen höheren Fettanteil in ihrer Kost, als dies typischerweise bei früchtebasierter Rohkost oder bei 80/10/10 der Fall ist.

Urkost
Bei dieser Rohkost-Richtung werden 75 % Früchte, 20 % Blätter von Wildpflanzen und 5 % Wurzeln, Samen und Insekten empfohlen. Da Wildpflanzen nicht gewaschen werden sollen, nimmt man immer automatisch auch einen geringen Teil tierisches Eiweiß in Form von kleinen Insekten zu sich.   

Instinktive Rohkost
Die instinktive Rohkost beruht auf der Annahme, dass jeder Mensch einen angeborenen Ernährungsinstinkt hat, der dem Einzelnen hilft, seine Nährstoffbedürfnisse optimal zu befriedigen. Allerdings geht man in der instinktiven Rohkost davon aus, dass dieser angeborene Ernährungsinstinkt durch Nicht-Gebrauch und durch viel gekochtes und industriell verarbeitetes Essen bei den meisten nicht mehr aktiv ist, aber so trainiert werden kann, dass man sich wieder auf ihn verlassen kann. Beispielsweise macht der Instinkt dann durch deutliche Geschmackssperren darauf aufmerksam, dass der Körper genug hat oder vor irgendeinem Stoff warnen möchte.  

Die instinktive Rohkost beinhaltet auch den eventuellen Verzehr von rohem Fisch und Fleisch. 

Weitere Rohkost-Richtungen
Darüber hinaus gibt es noch verschiedene andere Rohkost-Richtungen. Beispielsweise gibt es Rohköstler, die sehr, sehr viel grünes Gras (normalerweise zu Säften gepresst) in ihre Ernährung integrieren.

Unzählige Ernährungsformen – ein Labyrinth voller Widersprüche?

Wenn man dann noch bedenkt, dass es zusätzlich zu all diesen Rohkost-Schulen noch verschiedene andere Ernährungsformen gibt, wie beispielswiese die Paleo- oder Steinzeiternährung, die vegane Ernährung und noch so einiges andere, dann mag das alles sehr verwirrend und widersprüchlich erscheinen und möglicherweise für den einen oder anderen sogar der Grund dafür sein, den Rohkostanteil in der Ernährung erst gar nicht zu erhöhen. 

Denn wenn die alle was anderes propagieren, können die ja sowieso nicht alle recht haben … 

Oder? Gibt es vielleicht doch Gemeinsamkeiten? 

Aber wie widersprüchlich sind diese Ernährungsformen eigentlich? Haben sie nicht bei genauerem Hinsehen wesentliche Gemeinsamkeiten, die die Unterschiede in den Hintergrund treten lassen?

Ernährungs- und Gesundheitsbewusstsein

Gemeinsam ist vielen Menschen, die eine dieser oben angesprochenen Ernährungsformen praktizieren, dass sie sich viele Gedanken über ihre Ernährung – und oft eben auch über Gesundheit an sich – machen.

Ihr Gesundheitsbewusstsein ist daher besser entwickelt als das des Durchschnittsbürgers. Sie versuchen in höherem Maße als der Durchschnittsbürger, sich gesund zu ernähren – und überhaupt ein gesundes Leben zu führen.

Aspekte wie ausreichend Bewegung, Ruhe und gesunder Schlaf, stressarmes Leben, psychische Gesundheit, chemikalienärmere Körperpflege usw. fallen alle darunter.

Wäre schon seltsam, wenn alle diese Bestrebungen überhaupt keine Früchte tragen würden.

Bio und Selber kochen

Da viele dieser Leute sehr ernährungsbewusst sind, essen sie mehr qualitativ hochwertige Erzeugnisse. Es kommt oft viel Bio auf den Tisch und das Essen wird öfter als beim Durchschnittsbürger von Grund auf selbst zubereitet.

Was sie NICHT essen, verbindet sie

Eine zentrale Gemeinsamkeit von all denen, die sich nach den Prinzipien von einer dieser Ernährungsrichtungen ernähren, besteht daher auch nicht darin, was diese Leute eigentlich essen, sondern vielmehr darin, was sie alle NICHT essen.

Zucker, Weißmehl und Salz

Grundsätzlich steht man nämlich in all diesen Richtungen raffiniertem Zucker und einem hohen Salzkonsum kritisch gegenüber, eine ähnliche Tendenz findet sich bei Weißmehl und Gluten. 

Weniger Schadstoffe

Ebenso gehören industriell verarbeitete Produkte, Zusatzstoffe, E-Nummern, in der Mikrowelle erhitzte Plastikverpackungen, in Aluminiumbehältern erhitzte Fertiggerichte, Fleisch mit Antibiotika-Rückständen, industriell hergestelltes Gebäck voller Transfette und vieles andere mehr auch nicht gerade zum Alltag eines konsequenten Anhängers einer dieser Ernährungsrichtungen – egal welcher.

Ja, es gibt sie, die Spaghetti-Veganer, die sich regelmäßig die Fertigsoße aus der Plastiktüte in der Mikrowelle aufwärmen und sie dann auf die Billig-Spaghetti kippen. Aber die typischen Veganer ernähren sich im Alltag mehrheitlich nicht so.

Bewusst-Esser essen viel Gemüse und Obst

Viel mehr ist allen diesen „Bewusst-Essern“ noch ein sehr wichtiger Punkt gemeinsam: Sie haben typischerweise einen hohen Gemüse- und Obstanteil in ihrer Ernährung, wobei sogar noch dazukommt, dass angestrebt wird, einen großen Teil dieses Gemüse und Obst in frischer Form zu verzehren.

Ob man nun also vegan, rohköstlich oder steinzeitlich unterwegs ist – alle diese Punkte ergeben in ihrer Summe doch eine ganz schön große Schnittmenge an Gemeinsamkeiten.

Und der Rest – die Unterschiede?

Ja, der ist innerhalb der verschiedenen Richtungen, in die diese „Bewusst-Esser“ sich aufspalten, unterschiedlich – und in diesen Jahren zum Teil noch experimentell. Der Rest – nachdem alle diese Bewusst-Esser ihre Mengen an Gemüse und Obst vertilgt haben – dieser Rest besteht dann bei einigen aus gekochtem Gemüse, bei anderen aus gekochten stärkehaltigen Produkten und bei wieder anderen aus einer kleinen Menge roher oder gekochter tierischer Produkte. 

Oder es gibt – wie bei denen, die hundertprozentige Rohkost praktizieren – gar keinen Rest, sondern eben ausschließlich ungegarte Nahrungsmittel. 

In ein paar Jahrzehnten werden wir mehr darüber wissen, ob die ideale Ernährung des Menschen außer frischem Obst und Gemüse noch etwas anderes beinhalten sollte – und wenn ja, was und in welcher Menge.

Bis dahin sind die wichtigsten Grundzüge einer gesunden Ernährung aber durchaus bekannt – uneinig ist man sich nur über diesen Rest.  

Rohkost-basierte Therapieansätze

Auch gibt es schon seit vielen Jahrzehnten, teilweise schon fast seit einem Jahrhundert – eine ganze Reihe von alternativen Therapieverfahren, die alle sehr unterschiedlich zu sein scheinen, obwohl sie genau dieser hohe Rohkost-Anteil verbindet. Bekannt sind – um nur ein paar Beispiele zu nennen – die Gerson-Therapie, das Hippocrates Health Institute sowie die Quark-Leinöl-Diät von Johanna Budwig. 

Moderne Ernährung – ein gigantisches Experiment

Gelegentlich hört man die Aussage, Rohköstler und andere “Anders-Esser” würden mit ihrer Gesundheit experimentieren. Wie oben angedeutet, gibt es tatsächlich auf dem Gebiet der Ernährungswissenschaften noch viele, viele ungeklärte Fragen.

Aber vergessen wird in diesem Zusammenhang oft:

Nicht nur die rohköstliche und die steinzeitliche und die vegane Ernährung haben diesen experimentellen Charakter.

Die regelmäßigen, tiefgefrorenen und in der Mikrowelle aufgewärmten Fertiggerichte in der Plastikpackung, die Spritzmittel, die es inzwischen sogar schon aus den Wolken auf unsere Köpfe regnet, der hohe Fleischkonsum von Tieren, die nie einen Sonnenstrahl gesehen haben und voller Medizinrückstände stecken, die GMO-modifizierten Pflanzen, die E-Nummern, deren gesundheitliche Wirkungen nicht nur für sich, sondern auch im Cocktail nur unzulänglich bekannt sind, die tägliche Chemiekeule unter der Achselhöhle, die parfümierten Räume und Menschen wohin man kommt, die tagtägliche Arbeit vor dem PC-Schirm mit den stundenlang reglos nach unten hängenden Beinen – ist unsere Gesellschaft da nicht mittendrin in einem Experiment, das ganz andere Dimensionen besitzt? 

Rohkost – mein kleines Experimentchen

Ich persönlich werde da lieber mit meinem hohen Rohkost-Anteil und meinen Bestrebungen, natürlich zu leben, „weiterexperimentieren“ 🙂 

5 am Tag

Und wie bereits erwähnt, sind die Hauptzüge einer gesunden Ernährung ja durchaus auch im Mainstream nicht unbekannt. Das Problem ist nur, dass viele das nicht so ernst nehmen. 

Ein hoher Konsum von Gemüse und Obst verbessert den Gesundheitsstatus und kann das Risiko für Krebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten senken. Das bestätigen zahlreiche Studien.“

Genauso steht´s auf der Homepage der DGE, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die für die Kampagne 5 am Tag verantwortlich ist

Ratschläge der DGE

Im Einzelnen lauten diese Ratschläge:

– 5 Portionen Gemüse und Obst am Tag (3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
– Eine Portion ist dabei eine Handvoll, so dass ein größerer Mensch auch größere Portionen essen sollte. 

Diese Portionen rechnet die  DGE folgendermaßen in Gewicht um (für Erwachsene):

– 3 Portionen Gemüse entsprechen etwa 400 g Gemüse (z.B. 200 g gegart plus 200 g als Rohkost/Salat)
– 2 Portionen Obst entsprechen etwa 250 g Obst.

650 g Gemüse und Obst – täglich

Insgesamt ergeben sich also 650 g Gemüse und Obst pro Tag, die europaweit im Durchschnitt jedoch nicht erreicht werden. Deutschland bildet da keine Ausnahme. 

Warum nicht mehr Obst und Gemüse?

Als Rohköstlerin interessiert mich dabei die Tatsache, warum es offenbar nicht mehr sein sollte. Aber leider ist es mir nicht gelungen, auf der Homepage der DGE eine Begründung dafür zu finden, wie man zu diesen 650 g gekommen ist.

Dies mag jedoch damit zusammenhängen, dass für den durchschnittlichen Europäer die Obergrenze nicht so relevant ist, da diese im Normalfall sowieso nicht erreicht wird. Für viele Normalbürger liegt die Messlatte mit diesen 650 g sowieso schon fast unerreichbar hoch.

Möglicherweise habe ich auch nicht gründlich genug auf der Homepage nachgeforscht.

Aber trotzdem drängt sich bei mir die Frage auf, ob diese Obergrenze in der Kampagne nicht eher kulturelle als wissenschaftliche Hintergründe hat. Ob es also nicht noch gesünder ist, wenn man noch mehr Gemüse und Obst isst.    

5 am Tag nicht erreicht

Fest steht wie gesagt, dass der durchschnittliche Normalbürger nicht einmal diese täglichen 650 g Gemüse und Obst erreicht, dass also sogar innerhalb der offiziellen Ernährungsempfehlungen noch deutliches Verbesserungspotenzial in Bezug auf den Verzehr von Gemüse und Obst besteht.

Man muss also noch nicht einmal Rohkost-Anhänger oder irgendein anderer “Anders-Esser” sein, um – ganz im Einklang mit der obersten deutschen Ernährungsbehörde – sagen zu können:

Leute, esst mehr Obst und Gemüse!

Rohkost – ein Lebensstil

Wie bereits erwähnt, verstehen viele Rohköstler die Rohkost nicht nur als eine Ernährungsform, sondern eher als einen Lebensstil. Wer sich einmal eingehend mit der Ernährung beschäftigt hat, sei es die eigene oder die in der Gesellschaft vorherrschende Ernährung, der kann kaum unbeeindruckt die Tatsache umschiffen, dass Gesundheit, Natürlichkeit, Nachhaltigkeit, Tierschutz usw. allesamt ganzheitliche, sehr stark ineinander verwobene Bereiche sind.

Der Mensch ist Natur

Man kommt dann um die Tatsache nicht herum, dass der einzelne Mensch nur im Einklang mit der Natur – und nicht gegen die Natur – gesund und glücklich sein kann. Ganz einfach deshalb, weil er selbst ein Teil der Natur ist.

Rohkost ist viel mehr als nur die Ernährung

Daher beginnen sehr viele Rohköstler früher oder später, sich auch für einen oder mehrere dieser anderen Themenbereiche zu interessieren. Viele Rohköstler fangen, wenn sie es nicht bereits vor ihrer Ernährungsumstellung taten, an, Sport zu treiben oder sich mehr zu bewegen. Viele ernähren sich vermehrt oder gar ausschließlich von  Bio-Produkten. Das Konsumverhalten ändert sich. Man ist auch mit viel weniger Konsum zufrieden. Man hinterfragt oft viel kritischer als früher, was man sich so an Körperpflegeprodukten auf die Haut schmiert. Man produziert weniger Plastik-Müll und, und, und … 

Gesunde Psyche

Man ist oder wird sich auch der Tatsache bewusst, dass Gesundheit und Glück sehr stark mit der Psyche verbunden sind. Man sucht Ruhe und Entspannung, sorgt für guten Schlaf, beginnt vielleicht zu meditieren oder versucht, sein Leben so zu organisieren, dass es weniger stressig ist.

Rauchen und Alkohol

Dass dabei auch „ungesunde“ Gewohnheiten wie Rauchen und Alkohol stark eingeschränkt oder aufgegeben werden, braucht kaum extra erwähnt zu werden.

Umfeld und Beruf

Viele, die sich ausschließlich oder weitgehend von Rohkost ernähren, erleben im Zuge dieser äußeren und inneren Umbaumaßnahmen auch Veränderungen in ihrem sozialen und/oder beruflichen Leben.

Veganismus

Es gibt zahlreiche Rohkost-Anhänger, die bereits vor ihrer Umstellung zur Rohkost vegan gewesen sind und das auch weiterhin bleiben. Andere wiederum fangen erst mit der Umstellung auf Rohkost an, den Verzehr von Fleisch und anderen tierischen Produkten stark einzuschränken oder einzustellen.

Natürlichkeit und Nachhaltigkeit

Es ist die Normalität, nicht die Ausnahme, dass Menschen mit einem sehr hohen Rohkost-Anteil in ihrem eigenen Leben und in ihrem Wirken für die Gesellschaft mehr Natürlichkeit und Nachhaltigkeit suchen und anstreben. 

So, liebe Leserin und lieber Leser, das waren ein paar allgemeine Bemerkungen zum Thema Rohkost. Bald erfährst du hier auf grün-roh-bunt mehr darüber, wie du selbst mehr Rohkost in deine alltägliche Ernährung integrieren kannst – oder überhaupt auf Rohkost umstellen kannst.