Möchtest du auch Wildkräuter sammeln?
In diesem Artikel erzähle ich dir, was du beim Sammeln von Wildkräutern unbedingt beachten solltest.
Wildkräuter-Special
Dieser Artikel ist übrigens Teil meines großen Wildkräuter-Specials, das aus jeder Menge Rezepten mit Wildkräutern, Wildkräuter-Portraits und einer ausführlichen Einführung in die wunderbare Welt der Wildkräuter besteht.
Doch nun die wichtigste Regel beim Sammeln von Wildkräutern gleich zuerst:
Berühre, sammle und esse keine Wildkräuter, die du nicht zweifelsfrei identifizieren kannst!
Denn es gibt durchaus Wildkräuterarten, deren Verzehr tödlich enden kann!
Mache unbedingt zunächst eine oder mehrere Wildkräuterwanderungen oder ähnliche Veranstaltungen mit, bevor du dich ans Wildkräuter sammeln wagst.
Wenn du diesen Schritt erfolgreich überwunden hast, und dir ganz sicher bist, welches Kräutchen du da vor dir hast, und du auch weißt, dass es tatsächlich essbar ist, dann ist es immer noch nicht sicher, dass du gerade diese Wildkräuterart auch verträgst.
Denn das ist sehr individuell.
Individuelle Verträglichkeit von Wildkräuern prüfen
Wenn du nun eine dir bekannte Wildkräuterart, von der du weißt, dass sie essbar ist, zum ersten Mal versuchen möchtest, dann taste dich langsam, aufmerksam, achtsam und mit allen Sinnen an die Plfanze heran.
Gehe folgendermaßen vor:
Schaue die Pflanze erst mal an und lasse sie auf dich wirken.
Wie fühlt sich das an?
Rieche an ihr und lasse ihren Geruch auf dich wirken.
Wie riecht sie?
Erinnert dich der Geruch an irgendetwas?
Berühre nun die Pflanze. Streiche ihre Blätter über deine Haut.
Wie fühlt sie sich in deiner Hand an?
Brennt sie vielleicht? Ist es unangenehm?
Nimm jetzt ein Blättchen oder ein Stück eines Blattes zwischen die Lippen, nicht in den Mund.
Wie fühlt sich das an?
Brennt es? Ist es unangenehm?
Stecke nun das Blättchen oder Blattstück in den Mund und zerkaue es langsam und gründlich.
Wie fühlt es sich im Mund an?
Wie schmeckt es? Angenehm … unangenehm? Bitter … süßlich?
Erinnert es dich an etwas?
Hat die Pflanze gar einen abstoßenden Geschmack?
Oder brennt sie im Hals?
Abstoßenden Geschmack oder Brennen ernst nehmen
Wenn die Pflanze im Mund oder im Hals brennt oder einen abstoßenden Geschmack hat, solltest du dich auf gar keinen Fall dazu zwingen, mehr davon zu essen.
Im wirklichen Extremfall kann ein Brennen im Hals sogar der Beginn einer ernsthaften allergischen Reaktion sein, die bis hin zu einem lebensbedrohlichen allergischen Schock gehen kann.
Langsam – Schritt für Schritt – mehr davon essen
Aber wenn du jetzt – nach dieser ersten Phase des Kennenlernens – Lust auf mehr hast, dann iss – langsam und achtsam – etwas mehr von der Pflanze.
Aber beim ersten Mal nicht zu viel, und wie gesagt unter der Voraussetzung, dass du weißt, welche Pflanzenart du da vor dir hast, und dass du weißt, dass diese Pflanze essbar ist.
Gib deinem Körper Zeit, sich langsam an den Geschmack des neuen Wildkrauts zu gewöhnen – und an die Wirkung, die diese Pflanze in deinem Körper entfaltet.
Am nächsten Tag kannst du dann – wenn du Lust hast – mehr davon essen, und dann von Mal zu Mal die Dosis langsam steigern.
Instinktive Sperren
Wenn du irgendeine starke Abneigung gegen irgendein Wildkraut verspürst, dann solltest du dieses Wildkraut nicht essen.
Es gibt diese instinktiven Sperren, bei denen einem der Körper ganz klipp und klar mitteilt, dass er dieses oder jenes Wildkraut gerade nicht haben möchte. Das sollte man respektieren.
Wildkäuter in Smoothies oder Säften
Und vor allem sollte man dann dieses Wildkraut nicht in den Smoothie oder gar den grünen Juice machen, wo der Geschmack eventuell sogar noch durch süße Früchte überdeckt wird und auf diese Weise das Wildkraut dem Körper sozusagen heimlich „untergejubelt“ wird.
In den Smoothie und in den grünen Juice gehören nur Wildkräuter, von denen man weiß, dass der eigene Körper sie in größerer Menge auch haben will.
Wo kannst du Wildkräuter sammeln
Wildkräuter solltest du nur dort sammeln, wo sie nicht gespritzt oder anderweitig verunreinigt sind.
Hier solltest du keine Wildkräuter sammeln
Laut Umweltbundesamt werden nur 6,5 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche biologisch bewirtschaftet (Zahlen von 2015).
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass man bei den allermeisten landwirtschaftlich genutzten Feldern davon ausgehen muss, dass sie mehrmals jährlich gespritzt werden. Oft schon sehr früh im Jahr, wenn auf dem Acker noch gar nichts wächst – und bis spät in den Herbst hinein.
Feldränder sind also ein denkbar ungeeigneter Ort, um Wildkräuter zu sammeln, es sei denn, du weißt mit Sicherheit, dass auf besagtem Acker biologische Landwirtschaft betrieben wird.
Riecht man, ob ein Acker gespritzt wurde?
Viele Menschen riechen Spritzmittel auch nicht, andere schon. Ich gehöre zu denen, denen auf Spaziergängen manchmal vor lauter Spritzmittelgestank fast der Atem stockt, während mir meine Begleiter – leicht vorwurfsvoll – zu verstehen geben „Ich rieche nichts“.
Ungeeignet sind ferner stark befahrene Straßen und Flächen oder Strecken, auf oder an denen viele Hunde oder Katzen unterwegs sind.
Auch in der Nähe von Bänken und Rastplätzen kann so einiges Unappetitliches passiert sein, so dass du von dort nicht wirklich Wildkräuter essen möchtest.
Weniger bekannt ist, dass auch Holzstapel im Wald oft gegen Borkenkäfer behandelt werden. Diese Chemikalien befinden sich dann dort auch im Boden – und auf den Pflanzen um den Stapel.
Auch sehr viele private Gärten sind heutzutage gespritzt. Bevor du also bei einem Besuch im Garten irgendeines Bekannten ein Kräutlein pflücken willst, frage lieber nach, ob und wann hier zuletzt gespritzt wurde.
Hier kannst du Wildkräuter sammeln
Gehe zum Wildkräuter Sammeln irgendwo in die unberührte Natur, in den Wald zum Beispiel, pflücke auf ungespritzen Wiesen, an Feldrändern von Bio-Bauern oder in Gärten von Bekannten und Freunden, die ihren Garten ausdrücklich chemiefrei bewirtschaften.
Wildkräuter im eigenen Garten
Wenn du einen eigenen Garten hast, sei es auch nur eine ganz kleine Fläche, wird es deutlich einfacher.
Denn bestimmte „Unkräuter“ – also Wildkräuter wie Brennnesseln, Gänseblümchen, Löwenzahn und wohl auch Giersch – hast du höchstwahrscheinlich sowieso schon – oder sie werden sich mit Freude ganz von selbst ansiedeln, wenn du ihnen nicht mit Gift, Rasenmäher, Hacke und anderen Waffen den Krieg erklärst.
Die Natur in den Garten bringen
Du kannst in der Natur Samen sammeln und sie bei dir im Garten aussäen – oder du kannst ganze Pflanzen ausgraben. Es versteht sich von selbst, dass du dabei vorher den Eigentümer um Erlaubnis fragst.
Naturschutzgebiete
Und in Naturschutzgebieten ist das Pflücken von Pflanzenteilen – und damit auch das Wildkräutersammeln – sowie das Ausgraben von Wildpflanzen verboten.
Wildkräuter für den Garten online bestellen
Aber es gibt heutzutage auch verschiedene Online-Shops, in denen du auch Wildkräuter für deinen Garten bestellen kannst, sogar in Bio-Qualität, sei es als Samen, Wurzelstock oder als ganze Pflanze. Denn schließlich hat nicht jeder berufstätige Stadtbewohner Zeit für regelmäßige Ausflüge in die Natur.
Wann sammelt man Wildkräuter?
Wenn tagsüber Sonnenstrahlen auf die grünen Blätter fallen, findet in den Chloroplasten der Pflanze, also dort, wo sich das Chlorophyll befindet, die Photosynthese statt. Dabei wird die Lichtenergie in chemische Energie umgewandelt und als “Brennstoff” in Form von Kohlenhydraten gespeichert.
Nachts hingegen stehen andere Stoffwechselprozesse im Vordergrund. Denn da werden die tagsüber gewonnenen Kohlenhydrate in wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe aller Art umgewandelt.
Das bedeutet, dass vormittags der Gehalt der Pflanze an sekundären Pflanzenstoffen am höchsten ist.
Wildkräuter am besten vormittags sammeln
Und oft sind es ja gerade diese sekundären Pflanzenstoffe, wegen derer wir die Wildkräuter sammeln. Sei es wegen ihrer Heilwirkung, wegen ihres Aromas oder wegen ihres Geschmacks.
Daraus ergibt sich, dass du Wildkräuter optimalerweise vormittags sammeln solltest, allerdings erst, wenn der Tau auf den Blättern verdunstet ist.
Es ist nun aber nicht so, dass in der restlichen Zeit des Tages diese sekundären Pflanzenstoffe nicht vorhanden wären. Es ist eben nur weniger von ihnen da.
Auch das Sammeln von Wildkräutern am Nachmittag lohnt sich allemal!
Wurzeln und Knollen von Wildkräutern
Von manchen Pflanzen wie beispielsweise vom Löwenzahn sammelt man (auch) die Wurzeln oder die Knollen. Bei diesen Wurzeln handelt es sich in der Regel um Speicherorgane der Pflanze. In diese lagert die Pflanze – hauptsächlich zum Ende des Sommers hin – die Stoffe ein, die sie braucht, um den Winter zu überstehen und im nächsten Frühjahr wieder austreiben zu können.
Der optimale Zeitpunkt für das Ausgraben dieser Wurzeln oder Knollen ist daher der Spätsommer/Herbst, aber du kannst sie auch den ganzen Winter über noch ausgraben.
LINK – Löwenzahnwurzeln (schon veröffentlichter post) und „löwenzahnwurzel-shots“
Wie sammelt man Wildkräuter?
Die Pflanzen stellen in ihren Blättern ihre Baumaterialien her – und sie gewinnen hier die Energie, die sie zum Leben brauchen.
Wenn du nun von einer Pflanze alle oder fast alle Blätter – oder gar fast alle ihre grünen Pflanzenteile – entfernst, erschwerst du es ihr, sich zu regenerieren.
Viel besser ist es, mal hier und mal da von verschiedenen Pflanzen ein Blättchen – oder bei größeren Pflanzen auch ein paar Blättchen abzupflücken.
Diesen Verlust kann die Pflanze verschmerzen. Sie produziert in den ihr noch verbleibenden Blättern neues Material, um daraus neue Blätter zu bilden.
Die Regel lautet also:
Wildkräuter so sammeln, dass hinterher niemand sieht, dass hier jemand war
Das gleiche Prinzip wende ich übrigens auch in meinem Permakulturgarten an. Wenn ich beispielsweise Salat oder Palmkohlblätter ernte, nehme ich nur eines bis wenige Blätter von einer Pflanze.
Ich habe nie verstanden, warum manche Leute den Salat „köpfen“ 🙁 und ihn damit töten, wo diese Pflanze uns doch über mehrere Monate mit immer neu nachwachsenden Blättern erfreuen kann.
Transport der geernteten Wildkräuter
Einmal geerntet gilt:
Wie das auch bei unserem Kulturgemüse und unseren Küchenkräutern der Fall ist, sind auch sehr viele Inhaltsstoffe von Wildkräutern empfindlich und kurzlebig.
Sonnenlicht und Wärme bekommen ihnen gar nicht.
Wildkräuter dunkel und kühl transportieren
Transportiere daher die Wildkräuter dunkel und kühl.
Wenn du ein Körbchen verwendest, dann decke die Kräuter mit einem Geschirrtuch ab oder schlage sie ganz lose darin ein.
Bei sonnigem oder warmem Wetter kannst du das Geschirrtuch auch leicht anfeuchten, bevor du losziehst.
Ein feuchtes Geschirrtuch entzieht den Kräutern Verdunstungswärme und sorgt so für eine leichte Kühlung. Außerdem schützt es die Pflanzen vor Sonnenstrahlen.
Plastiktüten sind zum Transport ungeeignet, denn in ihnen können deine gesammelten Wildkräuter nicht atmen.
Papiertüten oder dünne Stofftüten sind besser geeignet – und super ist natürlich auch ein Korb.
Schon Rotkäppchen ist damals mit einem Korb in den Wald gezogen 🙂
Aufbewahrung der Wildkräuter
Eben weil die Wildkräuter viele ihrer wertvollen Inhaltsstoffe so schnell verlieren, solltest du sie so schnell wie möglich auch verzehren.
Wildkräuter in ein Glas mit Wasser stellen
Wenn du ganze Stängel oder kleine Sträuße gepflückt hast, dann stelle diese wie einen Blumenstrauß in ein Wasserglas und finde für die Sträußchen ein schattiges, kühles Plätzchen.
Das Wasser solltest du mindestens einmal täglich wechseln und dabei auch immer wieder die alleruntersten Teile der Stängel abschneiden, damit die Pflanze sich weiterhin gut mit Wasser versorgen kann.
Wildkräuter in ein feuchtes Tuch in den Kühlschrank
Alternativ kannst du die Wildkräuter auch locker in ein leicht angefeuchtetes Tuch einschlagen und im Kühlschrank aufbewahren.
Sauber geerntete Wildkräuter nicht waschen
Selbst gepflückte Wildkräuter von einem sauberen Plätzchen würde ich nicht waschen, denn dabei werden Zellen der Pflanzen verletzt und es gehen zu viele Inhaltsstoffe verloren.
Auch geht man davon aus, dass auf den Blättern von Wildkräutern jede Menge wertvoller Bakterien sitzen, die unserem Darm guttun und außerdem wertvolle Stoffwechselprodukte liefern sollen.
Es ist derzeit noch umstritten, inwieweit und ggf. in welchen Mengen diese Bakterien auf den Pflanzen sogar Vitamin B12 produzieren.
Nur saubere Wildkräuter pflücken
Im Umkehrschluss ergibt sich daraus auch, dass man nur Wildkräuter sammeln sollte, die man auch ungewaschen unbedenklich essen kann, weil sie ungespritzt und auch nicht anderweitig kontaminiert oder verdreckt sind.